Team- und Gemeinschaftsbildung

Team- und Gemeinschaftsbildung ist ein Schlüsselfaktor für den Erfolg einer Gruppe. Die Effektivität eines Teams hängt von den Beziehungen zwischen den Teammitgliedern und ihrer Wertschätzung für das kollektive Bewusstsein der Gruppe ab. Dieser Abschnitt befasst sich mit verschiedenen Ansätzen und Möglichkeiten zur Stärkung der Bindungen innerhalb eines Teams.

Eine neue Perspektive

In Teal-Organisationen werden die Teams von einem gemeinsamen Sinnund einem hohen Maß an Bewusstsein und Verbundenheit zwischen den Mitarbeitern geleitet. Menschen teilen für das Gemeinwohl. Schwächen werden als Empfindlichkeiten (und nicht als Fehler) angesehen, die der Gruppe helfen können, zu lernen und zu wachsen, ohne dass Vorgesetzte oder Managerinnen benötigt werden. Spannungen können von innen heraus entstehen und werden im Herzen des Teams gelöst. Wenn sich Organisationen in Richtung Teal bewegen, werden die Bindungen zwischen den Menschen tiefer, stärker und offener.

Jede historische Etappe hat eine andere Sichtweise auf die Team- und Gemeinschaftsbildung und sehr unterschiedliche Praktiken hervorgebracht:

Rote Organisationen

In roten Organisationen werden Teams durch das Charisma des Leiters und seine Fähigkeit, seine Energie und Ziele auf seine Mitarbeiter zu übertragen, zusammengehalten. Die Stärke und Macht der Führungskraft schützt die Gemeinschaft vor ihren Ängsten und Sorgen gegenüber der Außenwelt.

Bernstein-Organisationen

In bernsteinfarbenen Organisationen sind die Führungskräfte für die Ergebnisse ihrer Teams verantwortlich. Es werden Anweisungen gegeben und klare Parameter, Prozesse und Richtlinien leiten die Entscheidungsfindung. Die Effizienz von Teams hängt im Allgemeinen von der Fähigkeit ihrer Führungskräfte ab, Ziele klar und realistisch zu kommunizieren. Eine wechselseitige Kommunikation wird oft als unnötig erachtet. Die Mitarbeiterinnen fühlen sich oft stark mit ihrem Unternehmen verbunden und knüpfen enge Bande innerhalb ihrer Peer-Group. In der Regel knüpft man Kontakte zu anderen Mitarbeitern der gleichen Ebene.

Orangene Organisationen

In orangefarbenen Organisationen wird die Fähigkeit zur Teamarbeit als ein Mittel zur Verbesserung der Leistung und Produktivität der Mitarbeiter angesehen. Orangefarbene Organisationen fördern häufig Teambuilding-Aktivitäten und integrieren sie in die Struktur des Unternehmens. Teambuilding wird als eine wettbewerbsorientierte Aktivität betrachtet. Die Veranstaltungen sind manchmal so konzipiert, dass sie starke emotionale Erlebnisse bieten (Herausforderungen, Extremsportarten, Partys usw.), um Menschen zusammenzuschweißen. Oft werden auch verschiedene Persönlichkeitstypen kennengelernt, damit die Mitarbeiterinnen lernen, ihr Verhalten zum Nutzen des Teams anzupassen.

Grüne Organisationen

In grünen Organisationen gibt es Raum für den Austausch von Gefühlen und Emotionen mit Kollegen. Oft werden lustige und soziale Aktivitäten organisiert, damit sich die Menschen besser kennenlernen können. Dies erhöht das Verständnis und das Vertrauen zwischen den Kolleginnen. Die Teambildung soll auch die Entwicklung gemeinsamer Werte und Visionen durch Bottom-up-Prozesse unterstützen. Team- oder Community-Building-Aktivitäten werden in der Regel durch Personalinitiativen vorangetrieben. Grüne Organisationen investieren auch häufig in externes Engagement und Gemeinschaftsbildung als Teil ihrer Strategie der sozialen Verantwortung.

Teal-Organisationen

In Teal-Organisationen führt die Stärke der Verbindung zwischen den Menschen zu einem Umfeld, in dem die kollektive Intelligenz gefördert und beachtet wird. Jeder trägt auf seine Weise bei und erkennt, dass die Gruppe nur dann erfolgreich ist, wenn auch er selbst erfolgreich ist. Die Menschen werden dazu ermutigt, sich ganz in die Arbeit einzubringen und ihre Verletzlichkeit, Ideen und Stärken in einem vertrauensvollen Umfeld zu teilen. Sie wenden Praktiken an, die eine offene und vertrauensvolle Kommunikation unterstützen und die Kreativität am Arbeitsplatz fördern. Sie ermutigen auch oft dazu, sich Zeit zu nehmen, um durch Meditation oder stille Praktiken zur Ruhe zu kommen und nachzudenken.

In der Praxis

Unser ganzes Selbst zur Arbeit bringen

Die Teal-Organisationen fördern Praktiken und Arbeitsweisen, die den ganzen Menschen ehren. Gefühle, Gedanken, körperliche Eigenschaften und in manchen Fällen auch spirituelle Aspekte des Lebens werden gewürdigt. Durch die Entwicklung einer gemeinsamen Sprache, in der die Menschen ihre Gefühle und Gedanken ausdrücken können, wird die Verbindung gefördert. Teal-Organisationen unterstützen Gemeinschaft und Teambildung durch die Schaffung und Pflege eines sicheren und offenen Arbeitsplatzes. Praktiken der Gruppenreflexion werden gefördert, um kollektive Intelligenz zu entwickeln. Teambildung wird Teil der täglichen Arbeit dieser Organisationen und ist nicht länger eine gesonderte Aktivität für "Teamtage".

Reflektierende Praktiken

Reflexionsübungen in Groß- und Kleingruppen werden eingesetzt, um die Fähigkeit der Teilnehmer zu fördern, eine Idee zu erforschen und zu entwickeln.

Wenn jeder seine Gefühle, Gedanken, Emotionen und Bedürfnisse frei äußern kann, entsteht ein Raum, in dem jeder er selbst sein und andere besser verstehen kann. Die Menschen lernen, sich gegenseitig im Licht ihrer Menschlichkeit und in der Schönheit ihrer Stärken und Verletzlichkeit zu sehen.

Ein Praxisbeispiel ist:

  • Ein Thema wird ausgewählt und von jemandem vorgestellt. Dann tauschen kleine Gruppen (zwischen 6 und 10 Personen) ihre Überlegungen und Gefühle aus.
  • Der Moderator stellt einige Grundregeln auf, um einen sicheren Raum zu schaffen, der es den Teilnehmern erlaubt, authentisch und verletzlich zu sein, wenn sie das Thema erkunden.
  • Bei diesen Treffen gibt es kein vorgegebenes Ergebnis, kein erwartetes Endprodukt; jeder verlässt das Treffen mit seinen eigenen persönlichen Erkenntnissen.

Oft ergeben sich daraus kollektive Erkenntnisse sowie Entscheidungen und Initiativen, die dann bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz umgesetzt werden.

Peer-Coaching

Peer-Coaching ist ein Prozess, bei dem eine Einzelperson die Kraft des Teams nutzen kann, um ein bestimmtes Problem anzugehen. Für den Einzelnen ist es oft ein sehr bereichernder Prozess, und für das Team ist es eine wertvolle Erfahrung, da sie ihre Weisheit und ihr Wissen miteinander teilen.

Stille

Um auf unsere innere Weisheit zu hören, müssen wir inmitten des Lärms und der Hektik am Arbeitsplatz Zeit finden, um zu entschleunigen und still zu werden. Grüne Organisationen unterstützen in der Regel Praktiken der Achtsamkeit und Stille am Arbeitsplatz. Organisationen wie Sounds True oder Heiligenfeld bieten Raum und Zeit für Stille oder Meditation, manchmal zu Beginn des Tages oder zu bestimmten Zeiten während des Arbeitstages. Die Zusammenarbeit in der Stille bringt eine besondere Qualität in die Beziehungen zwischen Kollegen. Es erfordert eine neue Ebene der Achtsamkeit, weniger auf das zu hören, was die Kolleginnen sagen, sondern mehr auf ihre Präsenz, ihre Gefühle und ihre Absichten.

Teamleitung/ Konfliktlösung

Die Arbeit in Teams, die die meisten Menschen in selbstverwalteten Organisationen leisten, führt unweigerlich zu Spannungen. Die Mitarbeiter treffen auf Kollegen mit unterschiedlichen Stilen, Vorlieben und Glaubenssystemen. Sie können sich dafür entscheiden, wie es die meisten Organisationen tun, die Spannungen unter den Teppich zu kehren. Sie können sich aber auch dafür entscheiden, sie zu konfrontieren und anzusprechen. Dies ermöglicht den Beteiligten, sich weiterzuentwickeln. Wenn Spannungen und Gefühle in einer produktiven und respektvollen Weise ausgetauscht werden, können Probleme erkannt und zum Wohle der Organisation gelöst werden. Fähigkeiten zur Konfliktlösung sind daher oft notwendig, um die Teamarbeit zu verbessern.

Storytelling

Wenn wir mehr von uns preisgeben, haben wir die Möglichkeit, tiefe, reiche und bedeutungsvolle Beziehungen zu schaffen. Viele Teal-Organisationen haben festgestellt, dass das Erzählen von Geschichten ein wirksames Mittel ist, um dies zu erreichen. Das Erzählen von Geschichten ist in viele der wiederkehrenden Praktiken der Organisation eingeflochten.

Bei einer Mitarbeiterklausur könnte zum Beispiel eine Frage in das Programm aufgenommen werden:

"Erzählen Sie uns von einem älteren Menschen, der in Ihrem Leben eine wichtige Rolle gespielt hat?"

"Erzählen Sie uns von dem ersten Geld, das Sie je verdient haben?"

Die Menschen sind eingeladen, ihre Geschichten zu erzählen, wenn sie das möchten. Das Verfahren ist einfach und ermöglicht es den Mitarbeiterinnen, einen entscheidenden Moment mit ihren Kollegen zu teilen. Solche Fragen können in Einstellungs- und Einstellungsprozesse, Schulungsworkshops, jährliche Beurteilungen, Mitarbeiterbesprechungen und Großgruppenprozesse (wie Appreciative Inquiry, Theory U, Open Space, World Cafe) eingebaut werden.

Häufig gestellte Fragen

Es ist sicherlich eine zeitaufwändige Praxis, aber wenn sie kontinuierlich durchgeführt wird, überwiegen die Vorteile bei weitem die Kosten. Das Vertrauen, das Einfühlungsvermögen und das Mitgefühl, die durch solche Praktiken entstehen, gehen weit über die Grenzen des Sitzungssaals hinaus. Diese Gefühle beginnen die gesamte Organisation zu durchdringen.

Selbstmanagement erfordert Menschen, die den Mut haben und sich sicher fühlen, ihre Meinung zu sagen. Auch aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter in der Lage sind, sich auf authentische Weise auszudrücken.

Konkrete Fälle als Inspiration

Heiligenfeld setzt innovative Managementpraktiken ein, um eine unterstützende Arbeitskultur zu schaffen, die Vertrauen, Empathie und Mitgefühl fördert und gleichzeitig Konflikte verringert.

Beispiel für Reflexion

Bei Heiligenfeld kommen jeden Dienstagmorgen 350 Mitarbeiter für eineinviertel Stunden zu einer gemeinsamen Reflexion zusammen. Jede Woche steht ein neues Thema, das gerade aktuell ist und zur Selbstreflexion anregt, auf der Agenda. In den letzten Sitzungen wurden so unterschiedliche Themen behandelt wie Konfliktlösung, Umgang mit Misserfolgen, Unternehmenswerte, zwischenmenschliche Kommunikation, Bürokratie, IT-Innovationen, Risikomanagement, persönliche Gesundheit und Achtsamkeit. Das Treffen beginnt immer mit einer kurzen Präsentation, um das Thema einzugrenzen, gefolgt von einer Selbstreflexion in Kleingruppen. Jede Gruppe wählt einen Moderator, der mit Hilfe einiger Grundregeln einen sicheren Raum schafft, um erkunden, authentisch und verletzlich sein zu können. In der kleinen Gruppe und unterstützt durch den zuhörenden Kollegenkreis, trauen sich die Teilnehmenden, in die Tiefe zu gehen und neue Erkenntnisse über sich selbst und andere zu gewinnen. Die Leute haben so jede Woche die Möglichkeit, in einem abgesicherten Raum sie selbst zu sein. Sie lernen, sich gegenseitig im Licht ihrer tiefen Menschlichkeit zu sehen, in der Schönheit ihrer Stärken und ihrer Verletzlichkeit. Vertrauen, Empathie und Mitgefühl – aufgebaut im Meeting – gehen weit über die Grenzen des Sitzungsraums hinaus. Diese Gefühle durchdringen die gesamte Organisation.

Heiligenfeld setzt innovative Managementpraktiken ein, um eine unterstützende Arbeitskultur zu schaffen, die Vertrauen, Empathie und Mitgefühl fördert und gleichzeitig Konflikte verringert.

Beispiel für Teamsupervision

Heiligenfeld hat eine einfache Methode der Teamsupervision entwickelt. Das Unternehmen arbeitet mit vier externen Coaches zusammen, die jeweils in einem bestimmten Fachgebiet zuhause sind (Beziehungen, Organisationsentwicklung, Systemdenken, Führung). Jeden Monat gibt es eine Reihe von Terminen mit den Coaches, zu denen sich die Teams anmelden können. Es wird empfohlen, dass jedes Team mindestens eine Sitzung pro Jahr abhält; im Schnitt sind es zwei bis vier Sitzungen. In der Diskussion können die Teilnehmenden mit Hilfe des externen Coachings herausfinden, was eine Spannung über sie selbst aussagt, wie sie daran wachsen und sie lösen können.

Bei Buurtzorg sind alle Krankenschwestern und Krankenpfleger in "Intervisie" geschult, einer Peer-Coaching-Technik, die ihren Ursprung in den Niederlanden hat.

Beispiel für Peer-Coaching

Eine Krankenschwester, die mit einer bestimmten Frage ringt, kann ihre Teamkollegen bitten, ihr in einem Gruppencoaching dabei zu helfen, sie zu klären. Wie soll sie mit einem Patienten umgehen, der sich weigert, lebensrettende Medikamente zu nehmen? Wie kann sie einem älteren Patienten helfen, die Hilfe seiner Kinder anzunehmen? Wie kann sie Nein zu Klienten sagen, um sich vor Burnout zu schützen? Wenn sich eine Krankenschwester mit einer dieser Fragen schwer tut, liegt das oft daran, dass die Frage ein größeres persönliches Problem aufwirft, das sie noch nicht verarbeitet hat. In diesen Fällen kann eine Peer-Coaching-Sitzung helfen. Einige Buurtzorg-Teams nehmen sich jeden Monat eine Stunde Zeit für Peer-Coaching; andere Teams kommen zusammen, wenn ein Teammitglied dies wünscht. "Intervisie", der Prozess, der bei Buurtzorg angewandt wird, folgt einem strengen Format und Grundregeln, um zu verhindern, dass die Gruppe die nur allzu übliche Medizin der Ratschläge, Ermahnungen oder Beruhigungen verabreicht. Während des größten Teils des Prozesses können die Teammitglieder nur offene Fragen stellen; sie werden zu Mitreisenden in das Geheimnis des Problems, mit dem die Person zu tun hat. Es wird ein sicherer Raum geschaffen, der zu tiefem Zuhören, Authentizität und Verletzlichkeit einlädt - die notwendigen Zutaten, damit die innere Wahrheit zum Vorschein kommt. Ziel ist es, dass die Pflegekraft das Problem in einem neuen Licht sieht und ihre eigenen Lösungen entdeckt. Es ist ein einfacher und zugleich schöner Prozess. Von einer Gruppe respektvoll und mitfühlend "gehalten" zu werden, ist für viele Menschen eine neue und unvergessliche Erfahrung.

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    Anmerkungen und Referenzen