Teal-Paradigma und Organisationen
Die aufregendsten Durchbrüche des einundzwanzigsten Jahrhunderts werden nicht durch die Technologie, sondern durch ein erweitertes Konzept des Menschseins erzielt.
John Naisbitt
Das Teal-Paradigma bezieht sich auf die nächste Evolutionsstufe des menschlichen Bewusstseins.[1] Dieses Paradigma betrachtet Organisationen als unabhängige Kraft mit eigenem Zweck und nicht nur als Mittel zur Erreichung der Managementziele. Teal-Unternehmen zeichnen sich durch Selbstorganisation aus. Die orange hierarchische Pyramide aus „Vorhersage und Kontrolle“ wird durch eine dezentralisierte Struktur mit kleinen Teams ersetzt, die die Verantwortung für ihre eigene Führung und für die Interaktion mit anderen Teilen der Organisation übernehmen. Positionen und Stellenbeschreibungen werden durch eine Vielzahl von Rollen ersetzt, die oft selbst gewählt werden und fließend sind. Die Handlungen der Menschen werden nicht durch Anweisungen von oben geleitet, sondern durch das „Hören" auf das Ziel der Organisation. Im Gegensatz zu den hochgradig statischen bernsteinfarbenen, orangen und grünen Organisationen ist die Teal-Struktur durch raschen Wandel und kontinuierliche Anpassung gekennzeichnet, um dem Zweck der Organisation besser zu dienen.
Teal-Bewusstseinsstufe
Um das Teal-Paradigma zu verstehen, muss man wissen, auf welcher Ebene des menschlichen Bewusstseins es angesiedelt ist. Der wegweisende Psychologe Abraham Maslow und andere Autoren sind sich einig, dass der Übergang von der grünen zur Teal-Stufe ein besonders bedeutsamer Schritt der menschlichen Reise ist - so sehr, dass Clare W. Graves, ein weiterer, für seine Arbeit an Entwicklungsmodellen bekannter Psychologe, und andere in seinem Gefolge den Begriff „Bewusstsein der ersten Stufe" für alle Phasen bis einschließlich der grünen Stufe und den Begriff „zweite Stufe" für die Phasen ab der Teal-Stufe verwendet haben. Alle „ersten Stufen" sind der Ansicht, dass ihre Weltsicht die einzig richtige ist und alle anderen Menschen sich gefährlich irren.[2] Menschen, die zu Teal übergehen, können zum ersten Mal akzeptieren, dass es eine Evolution des Bewusstseins gibt, dass es eine Evolutionsdynamik hin zu immer komplexeren und verfeinerten Arten des Umgangs mit der Welt gibt (daher der Begriff „evolutionär Teal").[3][4] Siehe auch: Developmental Perspective on Organizations.
Ängste des Egos zähmen
Jede Bewusstseinsveränderung findet statt, wenn wir in der Lage sind, einen höheren Aussichtspunkt zu erreichen, von dem aus wir die Welt aus einer breiteren Perspektive sehen. Wie ein Fisch, der zum ersten Mal Wasser sehen kann, wenn er über die Wasseroberfläche springt, müssen wir uns von etwas trennen, das uns vorher verschlungen hat, um eine neue Perspektive zu erlangen. Der Wechsel zum konformistischen bernsteinfarbenen Paradigma geschieht zum Beispiel, wenn im impulsiven roten Paradigma Regeln verinnerlicht wurden, die es ermöglichen, sich von der impulsiven Bedürfnisbefriedigung zu lösen. Der Wechsel zum leistungsorientierten orangen Paradigma geschieht, wenn sich das bernsteinfarbene Paradigma von den Gruppennormen abgrenzt. Der Übergang zum evolutionären Teal-Paradigma geschieht, wenn wir lernen, uns von unserem eigenen Ego zu distanzieren. Wenn wir unser Ego aus der Ferne betrachten, sehen wir plötzlich, wie sehr seine Ängste, Ambitionen und Wünsche unser Leben bestimmen. Wir lernen, unser Bedürfnis nach Kontrolle, guter Wirkung und Anpassung zu minimieren. Wir sind nicht mehr mit unserem Ego verschmolzen und lassen nicht zu, dass seine Ängste reflexartig unser Leben kontrollieren. In diesem Prozess schaffen wir Raum, um auf die Weisheit anderer, tieferer Ebenen unseres Selbst zu hören.
Was tritt an die Stelle der Angst? Die Fähigkeit, der Fülle des Lebens zu vertrauen. Alle Weisheitstraditionen gehen von der tiefen Wahrheit aus, dass es zwei grundlegende Möglichkeiten gibt, das Leben zu leben: aus Angst und Knappheit oder aus Vertrauen und Fülle. Im evolutionären Teal-Paradigma überqueren wir diese Kluft und lernen, unser Bedürfnis, Menschen und Ereignisse zu kontrollieren, zu verringern. Wir kommen zu der Überzeugung, dass sich die Dinge, selbst wenn etwas Unerwartetes passiert oder wir Fehler machen, zum Guten wenden werden; und wenn sie es nicht tun, hat uns das Leben die Gelegenheit geschenkt, zu lernen und zu wachsen.[5]
Innere Rechtschaffenheit als Kompass
Wenn wir mit unserem Ego verschmolzen sind, werden wir dazu getrieben, Entscheidungen zu treffen, die von äußeren Faktoren bestimmt sind, z.B. was andere denken oder welche Ergebnisse erzielt werden können. Aus der impulsiven roten Perspektive bringt mir eine gute Entscheidung das, was ich will. In der konformistischen bernsteinfarbenen Perspektive halten wir Entscheidungen unter die Lupe der Konformität mit gesellschaftlichen Normen. Entscheidungen, die über das hinausgehen, was die Familie, die Religion oder die soziale Schicht für legitim hält, verursachen Schuld und Scham. In der leistungsorientierten orangen Perspektive werden Entscheidungen anhand der Maßstäbe Effektivität und Erfolg getroffen. In der pluralistisch grünen Haltung wird nach den Kriterien der Zugehörigkeit und Harmonie beurteilt. In der evolutionären Teal-Perspektive bewegen wir uns bei der Entscheidungsfindung von äußeren zu inneren Maßstäben. Wir beschäftigen uns nun mit der Frage der inneren Richtigkeit: Erscheint mir diese Entscheidung richtig? Bin ich mir selbst treu? Steht sie im Einklang mit meiner Berufung? Bin ich der Welt zu Diensten?
Mit weniger Ego-Ängsten sind wir in der Lage, Entscheidungen zu treffen, die uns riskant erscheinen und bei denen wir nicht alle möglichen Ergebnisse ausloten können, die aber mit unseren tiefen inneren Überzeugungen übereinstimmen. Aus einem Gefühl der Integrität und Authentizität heraus entwickeln wir ein Gespür für Situationen, die sich nicht ganz richtig anfühlen und die von uns verlangen, dass wir unsere Stimme erheben und Maßnahmen ergreifen - selbst gegen Widerstände oder mit scheinbar geringen Erfolgsaussichten. Anerkennung, Erfolg, Reichtum und Zugehörigkeit werden als angenehme Erfahrungen, aber auch als verlockende Fallen für das Ego angesehen. Im Gegensatz zu vorhergehenden Stufen ist die Reihenfolge umgekehrt: Wir streben nicht nach Anerkennung, Erfolg, Reichtum und Zugehörigkeit, um ein gutes Leben zu führen. Wir streben nach einem gut gelebten Leben, und die Folge davon könnten Anerkennung, Erfolg, Reichtum und Liebe sein.[6]
Leben als eine Reise der Entfaltung
In den vorangegangenen Stadien hat das Streben nach Liebe, Anerkennung und Erfolg unser Leben langsam, aber sicher so weit geprägt, dass wir, um es mit den Worten der Dichterin May Sarton zu sagen, „die Gesichter anderer Leute tragen". Im Teal-Paradigma bringt uns unsere Reise zur inneren Rechtschaffenheit dazu, uns zu fragen, wer wir eigentlich sind und was unser Lebensziel sein könnte. Das ultimative Ziel im Leben ist nicht, erfolgreich zu sein oder geliebt zu werden, sondern der wahrhaftigste Ausdruck unserer selbst zu werden, unser authentisches Selbst zu leben, unsere angeborenen Talente und Berufungen zu würdigen und der Menschheit und unserer Welt zu dienen. Im Teal-Paradigma wird das Leben als eine Reise der persönlichen und kollektiven Entfaltung zu unserer wahren Natur gesehen.
Dies ist wie eine kopernikanische Revolution in einem Zeitalter, das uns sagt, dass wir alles werden können, was wir wollen, wenn wir uns nur darauf einlassen. Im Sinne der Teal-Haltung lernen wir, loszulassen und auf das Leben zu hören, das durch uns gelebt werden will, anstatt uns Ziele für unser Leben zu setzen und ihm die Richtung zu diktieren, die es nehmen soll. Der Autor, Pädagoge und Aktivist Parker Palmer schreibt in seinem Buch Let Your Life Speak (Lass dein Leben sprechen) sehr schön über diese Sichtweise von Leben und Berufung:
Hinter dem Verständnis von Berufung steht eine Wahrheit, die das Ego nicht hören will, weil sie sein Revier bedroht: Jeder hat ein Leben, das sich vom „Ich" des täglichen Bewusstseins unterscheidet, ein Leben, das versucht, durch das „Ich" zu leben, das sein Gefäß ist. ... Es braucht Zeit und schwere Erfahrungen, um den Unterschied zwischen beiden zu erkennen - um zu spüren, dass es unter der Oberfläche der Erfahrung, die ich mein Leben nenne, ein tieferes und wahreres Leben gibt, das auf seine Anerkennung wartet. [7]
Viele Menschen, die in diese Phase eintreten, beginnen mit Methoden wie Meditation, Zentrierung, Kampfsportarten, Yoga oder wandern einfach in der Natur, um einen ruhigen Ort zu finden, der es der inneren Stimme der Seele erlaubt, ihre Wahrheit und Orientierung auszusprechen. Menschen, die aus dieser Perspektive leben und sich mit einem tieferen Sinn für ihr Ziel verbinden, sind auf der Suche nach ihrer Berufung furchtlos. Da sie ihr Ego unter Kontrolle haben, fürchten sie sich weniger vor dem Scheitern als davor, es gar nicht erst zu versuchen. Clare Graves' Lieblingsausdruck, um jemanden zu beschreiben, der von einer Teal-Haltung aus agiert, war „eine Person, die Ambitionen hat, aber nicht ehrgeizig ist".
In ihr wahres Wesen hineinzuwachsen und auf ihre Berufung hinzuarbeiten, ist ihre treibende Kraft, so dass Personen, die aus der Teal-Haltung heraus agieren, auf andere mit anderen Sichtweisen manchmal ungeduldig wirken können mit Menschen, die ihr persönliches Wachstum behindern oder mit Situationen, die nicht zu ihrem Lebenszweck passen.[8]
Auf Stärken bauen
Wenn wir uns Ziele für unser Leben setzen, die nichts mit unserem ureigenen Selbst zu tun haben und wenn wir die Gesichter anderer Menschen tragen, stehen wir nicht in der Stärke unseres Selbst. Wir werden unweigerlich feststellen, dass es uns an etwas fehlt, und viel Energie darauf verwenden, unsere Schwächen zu überwinden oder uns selbst oder anderen die Schuld dafür zu geben, dass wir nicht so sind, wie wir glauben, sein zu müssen.
Wenn wir unser Leben als eine Reise sehen, auf der wir uns zu unserer wahren Natur hin entfalten, können wir unsere Grenzen sanfter und realistischer betrachten und mit dem, was wir sehen, in Frieden leben. Das Leben verlangt nicht von uns, etwas zu werden, was nicht bereits in uns angelegt ist. Wir neigen auch dazu, uns weniger auf das zu konzentrieren, was in Menschen und Situationen um uns herum falsch ist oder fehlt, und richten unsere Aufmerksamkeit stattdessen auf das, was da ist, auf die Schönheit und das Potenzial. Wir tauschen unser Urteil gegen Mitgefühl und Wertschätzung ein.
Psychologen sprechen von einem Wechsel von einem defizitären zu einem stärkenbasierten Paradigma. Langsam setzt sich dieser Wandel in verschiedenen Bereichen durch, vom Management bis zur Bildung, von der Psychologie bis zur Gesundheitsfürsorge - ausgehend von der Prämisse, dass wir als Menschen keine Probleme sind, die darauf warten, gelöst zu werden, sondern Potenziale, die darauf warten, sich zu entfalten.[9]
Würdevoller Umgang mit Widrigkeiten
Wenn wir das Leben als eine Entdeckungsreise sehen, lernen wir, mit Rückschlägen, Fehlern und Hindernissen in unserem Leben taktvoll umzugehen. Wir können mit der spirituellen Erkenntnis beginnen, dass es keine Fehler gibt, sondern nur Erfahrungen, die uns auf eine tiefere Wahrheit über uns selbst und die Welt hinweisen. In früheren Stadien werden die Widrigkeiten des Lebens (z.B. Krankheiten, schlechte Vorgesetzte, schwierige Ehe) als ungerechtes Würfelspiel angesehen. Wir begegnen ihnen mit Wut, Scham oder Schuldgefühlen, und diese Gefühle trennen uns von anderen und von uns selbst. Im Teal-Paradigma werden Hindernisse als Mittel des Lebens gesehen, uns etwas über uns selbst und die Welt zu lehren. Wir sind bereit, Wut, Scham und Schuldgefühle loszulassen, die nützliche Schutzschilde für das Ego, aber schlechte Lehrer für die Seele sind. Wir akzeptieren die Möglichkeit, dass wir bei der Entstehung des Problems eine Rolle gespielt haben, und fragen uns, was wir daraus lernen können, um daran zu wachsen.
In früheren Paradigmen haben wir uns oft eingeredet, dass alles in Ordnung ist, bis ein Problem wie eine Lawine über uns hereinbrach und unser Leben zu Veränderungen zwang. Jetzt nehmen wir öfter kleine Anpassungen vor, da wir aus den Problemen entlang unseres Weges lernen und wachsen. In früheren Stadien werden Veränderungen auf persönlicher Ebene als bedrohlich empfunden. Ab der evolutionären Teal-Haltung gibt es oft eine angenehme Spannung auf der Reise des persönlichen Wachstums. [10]
Weisheit jenseits der Rationalität
Im orangen Paradigma steht die Rationalität an erster Stelle, und Regeln werden nicht in Frage gestellt, wenn es darum geht, eine Entscheidung im Sinne des bestmöglichen Ergebnisses zu treffen. Jede Erkenntnisquelle, die nicht auf Fakten und logischem Denken beruht, ist „irrational" und zu verwerfen. Ironischerweise vernebelt die Ergebnisorientierung der orangen Haltung jedoch oft die Fähigkeit, die Realität klar zu sehen. Inmitten der vielen Informationen, die uns bei komplexen Entscheidungen helfen sollen, übersehen wir leicht diejenigen, die nicht mit unserer Weltanschauung oder der Zukunft übereinstimmen, die unser Ego projiziert hat und an der es festhält. Oft waren alle Hinweise offensichtlich, und dennoch haben die Menschen sie ignoriert (oder sich nicht getraut, sie anzusprechen). Im Teal-Paradigma, das weniger ergebnisorientiert ist, sind die manchmal unangenehmen Wahrheiten der Realität leichter zu akzeptieren. Daher kann das rationale Denken genauer auf Daten beruhen.
Über Fakten und Zahlen hinaus greift die Erkenntnis in diesem Stadium auf ein breiteres Spektrum an Quellen zurück, um die Entscheidungsfindung zu unterstützen. Die orange, modern-wissenschaftliche Sichtweise ist vorsichtig gegenüber Emotionen, die rationales Denken beeinträchtigen könnten, während die grüne Haltung manchmal ins andere Extrem verfällt und analytische Ansätze der „linken Gehirnhälfte" zugunsten von Gefühlen der „rechten Gehirnhälfte" als Grundlage für die Entscheidungsfindung ablehnt. Im Teal-Paradigma zapft man gerne alle Bereiche des Wissens an. Aus analytischen Ansätzen lassen sich Einsichten gewinnen. Auch in Emotionen steckt Weisheit, wenn wir lernen, sie zu hinterfragen: Warum bin ich wütend, ängstlich, ehrgeizig oder aufgeregt? Was verrät das über mich oder über die aktuelle Situation?
Weisheit steckt auch in Intuition. Diese würdigt die komplexe, mehrdeutige, paradoxe, nicht-lineare Natur der Realität. Wir verbinden unbewusst Muster auf eine Art und Weise, die unser rationaler Verstand nicht kennt. Intuition ist ein Muskel, der trainiert werden kann wie das logische Denken: Wenn wir lernen, auf unsere Intuitionen zu hören, sie zu achten und nach möglicherweise enthaltener Wahrheit und Führung zu befragen, tauchen auch mehr intuitive Antworten auf.
Viele Menschen glauben, dass die Antworten in noch tieferen Quellen zu finden sind. Weisheitstraditionen und die transpersonale Psychologie vertrauen darauf, dass das Universum in seiner Fülle uns Hinweise auf Antworten bei unerwarteten, zeitgleichen Ereignissen oder in Worten und Bildern, die in Träumen und Meditationen auftauchen, geben kann, wenn wir nicht nur eine Frage stellen, sondern sie leben. Nicht-alltägliche Bewusstseinszustände meditativer, kontemplativer oder visionärer Art sowie Flow- und Extremerfahrungen sind in jeder Bewusstseinsstufe möglich, aber ab dem Teal-Paradigma versuchen Menschen regelmäßig, ihre Eindrücke in diesen Zuständen zu vertiefen und Zugang zum gesamten Spektrum menschlicher Erfahrungen zu erhalten. Ken Wilber unterscheidet zwischen Bewusstseinsstufen und -zuständen. Zustände beziehen sich auf die flüchtige, vorübergehende Art des Bewusstseins, während Stufen länger andauernde Strukturen sind, in die Menschen hineinwachsen. Zu den Zuständen gehören Wachbewusstsein, Träumen, Schlaf, veränderte Zustände (die beispielsweise durch Meditation, Hypnose, Psychodrama oder Drogen hervorgerufen werden) und mystische Erfahrungen. (Wilber verwendet generell die Kategorisierungen grob- und feinstofflich, kausal, bezeugend und nicht-dual). Zustände und Stadien werden manchmal verwechselt, weil die Sprache der Extremerfahrung oft derjenigen ähnelt, die die höchsten Stadien beschreibt, aber sie sind zwei verschiedene Eigenschaften des Bewusstseins (wobei Quadranten, Linien und Typen die dritten, vierten und fünften Eigenschaften in Wilbers integralem Modell darstellen). Nehmen wir an, jemand hat einen Zustand höchster mystischer Erfahrung, während er im Allgemeinen von der konformistischen bernsteinfarbenen Haltung aus operiert: Der Extremzustand katapultiert die Person nicht über die Stufen Orange, Grün, Teal und die nachfolgenden Entwicklungsstufen hinaus ans obere Ende der Leiter. Die Person operiert immer noch von der bernsteinfarbenen Haltung aus, was deutlich wird, wenn sie in den Wachzustand zurückkehrt. Wilber und Combs haben Nachweise gefunden, dass jeder Zustand auf jeder Stufe erlebt werden kann. Zum Beispiel können Menschen in jedem Stadium meditative und andere Praktiken in veränderten Zuständen aufnehmen. Seit dem Teal-Paradigma gibt es ein ausgeprägtes Interesse daran, regelmäßige Praktiken des nicht-alltäglichen Bewusstseins zu erlernen, um das gesamte Spektrum menschlicher Erfahrung zu erschließen.[11]
Eine weitere kognitive Errungenschaft ist die Fähigkeit, in Paradoxien zu denken und das einfache Entweder-Oder- durch ein komplexeres Sowohl-als-auch-Denken zu ersetzen. Ein- und Ausatmen verdeutlicht den Unterschied auf einfache Weise. Im Entweder-Oder-Denken sehen wir sie als Gegensätze. Im Sowohl-als-auch-Denken betrachten wir sie als zwei Elemente, die einander brauchen: Je mehr wir einatmen können, desto mehr können wir ausatmen. Das Paradoxon ist beim Ein- und Ausatmen leicht zu verstehen. Weniger offensichtlich ist es bei einigen der großen Paradoxien des Lebens, die wir erst im Teal-Stadium wirklich zu verstehen beginnen: Freiheit und Verantwortung, Einsamkeit und Gemeinschaft, Selbstfürsorge und das Kümmern um andere.
Nimmt man all dies zusammen - eine furchtlose Rationalität und die Weisheit in Emotionen, Intuitionen, Ereignissen und Paradoxien -, dann wendet sich das evolutionäre Teal-Paradigma von der rational-reduktionistischen Weltanschauung des orangen und der postmodernen des grünen Paradigmas hin zu einem ganzheitlichen Ansatz des Wissens.[12]
Streben nach Ganzheit
Auf der Reise des Menschen ist die Loslösung vom Ego ist ein weiterer Schritt zur Befreiung. Damit geht jedoch Trennung einher, und Menschen in diesem Stadium entwickeln oft ein feines Gespür dafür, wie sehr wir zugelassen haben, dass Trennung unser Leben fragmentiert, und was uns das gekostet hat. Wir haben zugelassen, dass unser geschäftiges Ego die leise Stimme unserer Seele übertönt. Viele Kulturen feiern den Verstand und vernachlässigen den Körper, stellen das Männliche über das Weibliche, und viele von uns haben die Gemeinschaft und unsere angeborene Verbindung zur Natur verloren.
Mit dieser Phase geht eine große Sehnsucht nach Ganzheit einher: das Ego und die tieferen Teile des Selbst zusammenbringen; Geist, Körper und Seele integrieren; weibliche und männliche Anteile in uns kultivieren; in Beziehung zu anderen ganz man selbst sein; unsere zerbrochene Beziehung zum Leben und zur Natur reparieren. Oft geht der Wechsel zum Teal-Paradigma mit einer Öffnung zu einer transzendenten spirituellen Welt und einem tiefen Gefühl einher, dass wir auf einer bestimmten Ebene alle miteinander verbunden und Teil eines großen Ganzen sind. Wenn wir nach vielen aufeinander folgenden Schritten der Loslösung lernen, völlig unabhängig und uns selbst treu zu sein, dämmert uns, dass wir paradoxerweise zutiefst Teil von allem sind.
Diese Sehnsucht nach Ganzheit steht im Widerspruch zur Trennung, die die meisten bestehenden Arbeitsplätze - wenn auch unbewusst - fördern: Überbetonung des Egos und Rationalen bei gleichzeitiger Vernachlässigung des Spirituellen und Emotionalen; Trennung der Menschen nach Abteilung, Rang, Hintergrund oder Leistungsniveau; Trennung des Beruflichen vom Persönlichen; Trennung der Organisation von Wettbewerbern und dem Ökosystem.
Unser Vokabular spricht Bände: In Organisationen reden wir oft von "Work-Life-Balance" - ein Begriff, der zeigt, wie wenig Leben in der Arbeit bleibt, wenn wir uns von so vielem wirklich Wichtigem getrennt haben. Für Menschen, die zur Teal-Haltung übergehen, werden diese Trennungen am Arbeitsplatz häufig so schmerzhaft, dass sie sich entscheiden, das Organisationsleben zugunsten einer Form von Selbstständigkeit zu verlassen, die ihnen im Sinne einer Ganzheit mit sich selbst und anderen mehr entgegenkommt.[13]
Ganzheit in der Beziehung zu anderen
In der evolutionären Teal-Stufe können wir die Gegensätze von Urteil und Toleranz überwinden. In früheren Stadien, wenn wir mit anderen Menschen nicht einverstanden sind, verurteilen wir sie und glauben, dass wir Recht und sie Unrecht haben müssen. Unsere Aufgabe ist es dann, sie zu überzeugen, zu belehren, zu korrigieren oder abzuweisen. Oder wir können im Namen der Toleranz, dem „grünen“ Ideal, unsere Differenzen beschönigen und bekräftigen, dass alle Wahrheiten gleichermaßen gültig sind. Im Teal-Paradigma können wir diese Polarität überwinden und uns in die höhere Wahrheit des Nicht-Urteilens integrieren. Wir können unsere Annahme prüfen und feststellen, dass sie zwar überlegen ist, und dennoch den anderen als menschliches Wesen von grundsätzlich gleichem Wert annehmen.
In Abwesenheit von Urteilen nehmen Beziehungen eine neue Qualität an. Unser Zuhören beschränkt sich nicht mehr auf das Sammeln von Informationen, um besser überzeugen, korrigieren oder abweisen zu können. Wir können einen gemeinsamen, urteilsfreien Raum schaffen, in dem unser intensives Zuhören anderen hilft, ihre Stimme und Wahrheit zu finden, so wie sie uns helfen, die unsere zu finden. Im orangen Paradigma haben wir uns von den unterdrückenden, normativen Gemeinschaften des bernsteinfarbenen Paradigmas befreit. Jetzt haben wir die Chance, eine Gemeinschaft auf einer neuen Grundlage zu schaffen, in der wir uns gegenseitig zuhören, um unser Selbst und unsere Ganzheit zu finden.[14]
Ganzheit mit dem Leben und der Natur
Je mehr wir lernen, unserem einzigartigen Selbst treu zu sein, umso mehr dämmert uns paradoxerweise, dass wir nur ein Ausdruck von etwas Größerem sind, einem zusammenhängenden Netz aus Leben und Bewusstsein. Diese Erkenntnis kann schön und schmerzhaft zugleich sein. Wir begreifen nun, wie sehr unsere Beziehung zum Leben und zur Natur gestört ist. Wir bemühen uns, diese Beziehung wiederherzustellen – nicht aus einer moralischen Verpflichtung, sondern aus einem inneren Bewusstsein heraus und wohl wissend, dass wir nicht von der Natur getrennt, sondern eins mit ihr sind. Wir erkennen die Dummheit und Arroganz der Menschheit, die sich selbst über den Rest des Lebens stellt, und versuchen, einen wahrhaftigeren und demütigeren Platz inmitten der Natur zu finden. Oft führt die Wiederherstellung unserer Beziehung zum Leben und zur Natur dazu, dass wir ein einfacheres Leben führen – weniger überladen mit Besitztümern, von denen wir glaubten sie zu brauchen, bis wir verstanden haben, dass wir nicht durch Dinge reich sind, die wir besitzen, sondern durch Beziehungen, die unsere Seele nähren.[15]
Errungenschaften und Merkmale von Teal-Organisationen
Wie bereits früheren Organisationsstadien, so lassen sich auch dem Teal-Paradigma einige grundlegende Errungenschaften bezüglich der Art und Weise, wie Menschen zusammenarbeiten, zuschreiben:
Teal-Errungenschaft Nr. 1: Selbstmanagement
Teal-Organisationen gelingt es, auch in großem Maßstab effektiv zu arbeiten, und zwar mit einem System, das auf Peer-Beziehungen und ohne die Notwendigkeit für Hierarchien oder Konsens basiert. (Siehe auch: Self-Management).
Teal-Errungenschaft Nr. 2: Ganzheitlichkeit
Organisationen waren schon immer Orte, an denen Menschen im engen Korsett des „professionellen" Selbst aufzutreten und Teile ihrer Persönlichkeit am Eingang abzugeben haben. Oft verlangen sie von uns, dass wir eine „männliche“ Entschlossenheit, Hartnäckigkeit und Stärke zeigen und unsere Zweifel und Verletzlichkeit verbergen. Rationalität herrscht vor, während die emotionalen, intuitiven und spirituellen Anteile unseres Selbst oft unwillkommen und fehl am Platz zu sein scheinen. Teal-Organisationen haben eine Reihe von Praktiken entwickelt, die dazu einladen, unsere innere Ganzheit zurückzufordern und uns so wie wir sind bei der Arbeit einzubringen. (Siehe auch: Ganzheitlichkeit).
Teal-Errungenschaft Nr. 3: Evolutionärer Zweck
Teal-Organisationen wird ein eigenes Leben und ein eigener Sinn für ihre Ausrichtung zugeschrieben. Anstatt zu versuchen, die Zukunft vorherzusagen und zu kontrollieren, werden die Mitglieder der Organisation aufgefordert, zuzuhören und zu verstehen, was die Organisation werden will und welchem Zweck sie dienen soll. (Siehe auch: Evolutionärer Zweck).
Teal-Metapher: Organisationen als lebende Systeme
Teal-Organisationen haben eine nützliche Metapher für die Arbeitsplätze, die sie schaffen wollen. Während das leistungsorientierte orange Paradigma Organisationen als Maschinen betrachtet und das pluralistische grüne Paradigma die Metapher der Familie verwendet, bezeichnen sich Teal-Organisationen als lebende Organismen oder Systeme. Das Leben in seiner evolutionären Weisheit steuert Ökosysteme von unermesslicher Schönheit, die sich permanent zu mehr Ganzheit, Komplexität und Bewusstsein weiterentwickeln. Der Wandel in der Natur vollzieht sich überall und ständig mit einem ganz eigenen Drang, der von jeder Zelle und jedem Organismus ausgeht, ohne dass es einer zentralen Befehls- und Kontrollinstanz bedarf, die am Hebel sitzt.[16]
Teal-Organisationen als „komplexe adaptive Systeme"
Eine evolutionäre Teal-Organisation zeigt viele Eigenschaften eines komplexen adaptiven Systems.[17].
- Sie hat einen eigenen Zweck, der sich von den Zwecken oder Zielen ihrer Mitglieder unterscheidet.
- Sie besteht aus mehreren Elementen (Mitgliedern oder Teams).
- Die Elemente interagieren in einer nicht-linearen Weise, um den Zweck des Systems zu erfüllen.
- Interaktion und Beziehungen zwischen den Elementen beruhen auf wenigen einfachen Regeln oder Leitprinzipien.
- Die Art der Beziehungen und die Anzahl der Interaktionen zwischen den Elementen führen zu einem emergenten Verhalten: Das Verhalten des Systems ist nicht die Summe der Verhaltensweisen der einzelnen Elemente.
- Die Elemente erzeugen und nutzen Signale und Informationen („fühlen“) aus der externen und internen Umgebung und reagieren entsprechend.
- Es gibt keine zentrale Steuerung.
- Die Elemente organisieren sich selbst, d.h. sie ändern ihre Beziehungen untereinander, um sich an Veränderungen in der Umwelt anzupassen.
- Die Elemente lernen aus Historie und Umwelt und passen sich entsprechend an, um das Überleben des Systems zu sichern.
Teal-Unternehmen werden von sich selbst organisierenden Teams geleitet. Diese Teams bestehen aus Mitgliedern, die jeweils bestimmte Rollen erfüllen, einschließlich funktionaler und leitender Aufgaben. Entscheidungen werden mit Hilfe eines einfachen Beratungs- und/oder (falls nötig) Konfliktlösungsprozesses gefällt. Es gibt keine zentralisierte Kontrolle. Werte werden nicht nur oberflächlich beachtet, sondern tatsächlich durch das Verhalten der Mitarbeitenden gelebt. Jeder hört auf den Sinn und Zweck der Organisation und handelt entsprechend, während man gleichzeitig auf Veränderungen im Umfeld achtet. Aus diesen kollektiven Handlungen ergibt sich das Verhalten der Organisation.
Wenn Sie mehr über das Teal-Paradigma erfahren wollen ...
Eine wertvolle Liste an Quellen (Artikel, Podcasts, Videos) finden Sie auf dieser Seite des Enlivening Edge Magazine: https://www.enliveningedge.org/understanding-teal/
Eine weitere großartige Quelle ist die Video-Serie „Insights for the Journey". Hier teilt Frédéric Laloux Erkenntnisse, die sich nach dem Erscheinen des Buches in Gesprächen ergeben haben.
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Häufig gestellte Fragen
Eine wertvolle Liste an Quellen (Artikel, Podcasts, Videos) finden Sie auf dieser Seite des Enlivening Edge Magazine: https://www.enliveningedge.org/understanding-teal/
Eine weitere großartige Quelle ist die Video-Serie „Insights for the Journey". Hier teilt Frédéric Laloux Erkenntnisse, die sich nach dem Erscheinen des Buches in Gesprächen ergeben haben.
Anmerkungen und Referenzen
Diese Stufe wird oft als integral bezeichnet und entspricht u.a. folgenden Konzepten: dem „Integralen" von Gebser, dem „Integrierten" von Loevinger, dem „Konstruktbewussten" von Cook-Greuter, dem „Interindividuellen" von Kegan, dem „Strategen" und „Alchemisten" von Torbert, dem „AN" von Graves, dem „Gelben" von Spiral Dynamics, der „Selbstverwirklichung" von Maslow, dem „Authentischen" von Wade. ↩︎
Vereinfacht ausgedrückt: Menschen, die die Welt anders sehen, sind Schwächlinge, die man ausnutzen (Rot) oder Ketzer, die man zum einzig wahren Weg zurückbringen muss (Blau), Dummköpfe, die nicht wissen, wie man das Erfolgsspiel spielt (Orange), oder intolerante Menschen, die nicht jedem eine Stimme geben wollen (Grün). Übersetzt aus: Laloux, Frederic (2014-02-09). Reinventing Organizations: Ein Leitfaden zur Schaffung von Organisationen, die von der nächsten Stufe des menschlichen Bewusstseins inspiriert sind (Kindle-Standorte 6912-6914). Nelson Parker. Kindle Edition. ↩︎
Übersetzt aus: Laloux, Frederic (2014-02-09). Reinventing Organizations: A Guide to Creating Organizations Inspired by the Next Stage of Human Consciousness (Kindle Location 1097-1107). Nelson Parker. Kindle Edition. ↩︎
A Simpler Way von Margaret J Wheatley und Myron Kellner-Rodgers (Berrett-Koehler Publishers, 1999) ist eine einfache, aber schöne Abhandlung über das Teal-Bewusstsein in Organisationen. ↩︎
Übersetzt aus: Laloux, Frederic (2014-02-09). Reinventing Organizations: A Guide to Creating Organizations Inspired by the Next Stage of Human Consciousness (Kindle Location 1108-1119). Nelson Parker. Kindle Edition. ↩︎
Übersetzt aus: Laloux, Frederic (2014-02-09). Reinventing Organizations: A Guide to Creating Organizations Inspired by the Next Stage of Human Consciousness (Kindle Location 1121-1134). Nelson Parker. Kindle Edition. ↩︎
Quelle: Parker Palmer, Lass dein Leben sprechen: Listening for the Voice of Vocation (San Francisco: Jossey-Bass, 2000), 5. ↩︎
Übersetzt aus: Laloux, Frederic (2014-02-09). Reinventing Organizations: A Guide to Creating Organizations Inspired by the Next Stage of Human Consciousness (Kindle Location 1136-1157). Nelson Parker. Kindle Edition. ↩︎
Übersetzt aus: Laloux, Frederic (2014-02-09). Reinventing Organizations: A Guide to Creating Organizations Inspired by the Next Stage of Human Consciousness (Kindle Location 1158-1167). Nelson Parker. Kindle Edition. ↩︎
Übersetzt aus: Laloux, Frederic (2014-02-09). Reinventing Organizations: A Guide to Creating Organizations Inspired by the Next Stage of Human Consciousness (Kindle Location 1169-1177). Nelson Parker. Kindle Edition. ↩︎
Übersetzt aus: Laloux, Frederic (2014-02-09). Reinventing Organizations: A Guide to Creating Organizations Inspired by the Next Stage of Human Consciousness (Kindle Locations 6916-6927). Nelson Parker. Kindle Edition. ↩︎
Übersetzt aus: Laloux, Frederic (2014-02-09). Reinventing Organizations: A Guide to Creating Organizations Inspired by the Next Stage of Human Consciousness (Kindle Location 1179-1207). Nelson Parker. Kindle Edition. ↩︎
Übersetzt aus: Laloux, Frederic (2014-02-09). Reinventing Organizations: A Guide to Creating Organizations Inspired by the Next Stage of Human Consciousness (Kindle Location 1209-1224). Nelson Parker. ↩︎
Übersetzt aus: Laloux, Frederic (2014-02-09). Reinventing Organizations: A Guide to Creating Organizations Inspired by the Next Stage of Human Consciousness (Kindle Location 1225-1234). Nelson Parker. Kindle Edition. ↩︎
Übersetzt aus: Laloux, Frederic (2014-02-09). Reinventing Organizations: A Guide to Creating Organizations Inspired by the Next Stage of Human Consciousness (Kindle Location 1235-1242). Nelson Parker. Kindle Edition. ↩︎
Übersetzt aus: Laloux, Frederic (2014-02-09). Reinventing Organizations: A Guide to Creating Organizations Inspired by the Next Stage of Human Consciousness (Kindle Locations 1299-1303). Nelson Parker. Kindle Edition. ↩︎
Komplexe adaptive Systeme sind sich selbst organisierende Systeme, die ein Verhalten zeigen, das sich nicht aus dem Verhalten ihrer Elemente ableiten lässt. Melanie Mitchell definiert in ihrem Buch Complexity, A Guided Tour ein komplexes adaptives System als „ein System, in dem große Netzwerke von Komponenten ohne zentrale Kontrolle und mit einfachen Betriebsregeln zu komplexem kollektivem Verhalten, hochentwickelter Informationsverarbeitung und Anpassung durch Lernen oder Evolution führen" (S. 13). Der Mensch ist ein perfektes Beispiel für ein komplexes adaptives System: Das Verhalten unseres Gehirns, unserer Hände, Füße, Lungen, unseres Herzens usw. sagt für sich genommen nichts darüber aus, wie wir uns als Person verhalten werden. Aber auch unbelebte Systeme können ein komplexes, adaptives Verhalten aufweisen, z.B. die Wirtschaft oder eine Aktienbörse. Eine ausführliche Diskussion über Organisationen als komplexe adaptive Systeme findet sich in Margaret J. Wheatley, Leadership and the New Science, 3. Auflage, Berrett-Koehler Publishers, 2006 und in Elizabeth McMillan, Complexity, Management and the Dynamics of Change, Routledge, 2008. Complexity, A Guided Tour (Oxford University Press, 2009) von Melanie Mitchell ist ebenfalls eine ausgezeichnete Einführung in die Wissenschaft der komplexen adaptiven Systeme ↩︎